Ein Rundgang durch die Kirche
Schon von weitem, auf dem Weg zur Kirche ist zunächst die künstlerische Neugestaltung der Eingangsfassade nicht zu übersehen Seit 2002 erstrahlt sie in einem neuen Glanz. Die alte, dunkle Ziegelwand wurde teilweise mit einem blauen Edelstahlgewebe überdeckt auf dem an zentraler Stelle eine goldene Sichel vor einem zugemauerten Fenster angebracht ist. Vor dem Betreten der Kirche fallen dann weiter das Wellenrelief in der hellen Oberfläche des Hauptportals und auch der Türgriff auf. Im Zuge der Neugestaltung der Kirchenfassade wurde auch das Hauptportal umgestaltet. Das Wellenrelief steht in Verbindung mit dem Türgriff, ein sogenannter „Netzsenker“ aus dem Frühmittelalter. Es war ein Instrument zum Zusammenziehen eines Wurfnetzes in Form eines großen Kieselsteins, gehalten von einer Kreuzform. Wird dieses ins Wasser geworfen, entstehen Wellen, die sich in der neuen Verkleidung des Portals wiederspiegeln.
Ein erster Blick in die Kirche, wir stehen unter der Orgelempore, lässt zwei unterschiedliche Bauphasen erkennen. Zunächst sehen wir jeweils drei eckige Pfeiler, die auf den beiden Seiten des Langhauses Mittel – und Seitenschiffe trennen. Dort, wo dann die ersten der weiteren drei nun runden Säulen je Seite stehen, war bis 1908 die Südmauer der Kirche. Seit 1910 ist sie um das Querschiff und den Chor erweitert. Auffällig sind auch die mit unterschiedlichen Kreuzrippen verzierten Gewölbe.
Das Langhaus hat auf beiden Seiten jeweils acht von Paul Fietz 1954 entworfene Fenster, in denen vierzehn Heilige dargestellt sind.
Beginnend mit der linken Fensterreihe im Langhaus an der Orgelempore sehen wir im ersten Fenster nur Ornamentglas, dann die Hl. Cäcilia von Rom, die Hl. Elisabeth von Thüringen und die Hl. Anna oder Hl. Monika. Weiter dann den Hl. Aloysius und die Hl. Hildegard von Bingen oder Hl. Agnes. Die letzten beiden Fenster auf der linken Seite am Ende des Langschiffs zeigen den Hl. Tacitus und die Hl. Maria Goretti.
Wenden wir uns der rechten Seite des Langhauses zu, sehen wir zunächst an der Orgelbühne wieder ein Fenster mit Ornamenten dann einen musizierenden Engel. Es folgen der Hl. Frumentius, der Hl. Heinrich II, der Hl. Sebastian und der Hl. Josef von Nazareth mit dem Jesusknaben. Die letzten beiden Fenster auf der rechten Seite des Langschiffs zeigen Papst Pius X. und den Hl. Augustinus von Hippo.
Wir schauen uns noch etwas in den Seitenschiffen des Langhauses um. Hier befindet sich direkt an der Orgelbühne auf der linken Seite ein Beichtzimmer, dass inzwischen auch eine Doppelfunktion erfüllt. Hier können jetzt auch Kinder zusammen mit einem Elternteil, in dem entsprechend eingerichteten Raum, während der Gottesdienste spielen und Bilderbücher anschauen.
Auf dem Weg nach vorne sehen wir links an dem zweiten Pfeiler eine Holzstatue des Hl. Antonius von Padua, der besonders für sein Patronat über die Armen bekannt ist.
Weiter auf der linken Seite des Langhauses, gegenüber dem Beichtstuhl auf der rechten Seite, befinden sich in einer vergitterten Wandnische fünf holzgeschnitzte Reliefs, darstellend Christus mit den Kirchenlehrern Augustinus und Hieronymus (rechts) und Ambrosius und Papst Gregor d. Gr. (links). Vier der Reliefs stammen von der 1959 abgebrochenen Kanzel. Die Darstellung von Papst Gregor d. Gr. ersetzt das verlorengegangene Relief. Es wurde von unserem Gemeindemitglied Josef Deina 1996 geschnitzt
Ebenfalls an den beiden Wänden des Langhauses verteilen sich die 30 x 30 cm großen Platten des Kreuzwegs. Sie wurden von dem Mülheimer Künstler Gerd Adelmann 1976 geschaffen und bestehen aus den 14 bekannten Stationen und einer Zusätzlichen, der Auferstehung Jesu in die Hand des Vaters.
Noch zu erwähnen sind jeweils zwei Relieftafeln aus Bronze einschließlich Leuchter mit der Darstellung von vier Aposteln auf beiden Seiten des Langhauses. Auf einer dieser Bronzetafeln an der rechten Wand des Langhauses sieht man die erste von drei Darstellungen des Pfarrpatrons in der Kirche, der Hl. Judas Thaddäus, einer von zwölf Aposteln Jesu.
Wir sind am Ende des Langhauses angekommen, dort wo bis 1908 mit der Südwand der Kirchenbau abschloss.
Gehen wir also weiter und wenden uns dem 1910 fertiggestellten Querhaus und dem Chorraum zu.
Zunächst fällt sozusagen im Eingangsbereich des Querhauses an einer Rundsäule auf der rechten Seite eine Madonna auf. Es ist eine vergrößerte Nachbildung der Muttergottes aus der Rahmer Pfarrkirche (Madonna im Sturmwind“ von Gabriel Grupello, ca. 1720/1730).
Ein Stück weiter nahe dem rechten Portal im Querhaus ist in einer Nische die Kopie einer ostkirchlichen Marienikone angebracht.
Nahe dem linken Portal im Querhaus sieht man ein Holzschnitzwerk, das Maria als trauernde Mutter mit ihrem toten Sohn darstellt. Einstmals war das Bildwerk Teil einer ,,Heldengedenktafel“, zur Erinnerung an die Gefallenen des 1. Weltkrieges. Heute ist darunter das aufgeschlagene Totenbuch der Gemeinde angebracht.
An der Südseite des Querhauses steht links auf einem kleinen Altar die älteste Statue der Kirche, die Herz-Mariä¬-Figur. Sie ist aus Terrakotta im Nazarenerstil gefertigt und damit genau passend zum neugotischen Stil unserer Kirche. Sie fand vermutlich im Jahre 1900 ihren Platz in der Kirche, bis sie in den 50er Jahren wieder entfernt worden ist, weil sie als „zu kitschig“ angesehen, aber durch Verdienst eines Gemeindemitgliedes nicht zerstört wurde. Zunächst ist sie einfarbig übertüncht und außerhalb der Kirche (hinter dem Chor) aufgestellt worden. In den 80er Jahren erkannte man dann doch ihren Wert. Nach einer Restauration fand die Figur ihren Weg zurück in die Kirche.
Auf der rechten Seite an der Südwand des Querhauses, ebenfalls auf einem Altar, steht eine Holzstatue, die zweite Darstellung unseres Pfarrpatrons. Buch oder Schriftrolle und eine Keule sind seine bekanntesten Attribute. Der Überlieferung nach wurde er wegen seines Glaubenszeugnisses mit einer Keule erschlagen. Unterhalb der Holzstatue ist eine Reliquie des Hl. Judas Thaddäus zu sehen.
In der linken und rechten Wand des Querhauses befindet sich jeweils ein großes Fenster. Im rechten Fenster mit dem Hl. Judas Thaddäus, die dritte Darstellung unseres Pfarrpatrons, sowie ein Bild unserer Kirche. Links werden aus dem Leben bzw. der Verherrlichung Mariens drei Bilder gezeigt.
Betrachten wir nun den Chorraum unserer Kirche.
Hier steht als Mittelpunkt der Altar, Symbol für den Abendmahlstisch und die Gegenwart Christi. Über dem Altar hängt ein Kreuz, das um 1963 im Kunsthandel gekauft wurde.
Links vor dem Altar steht das Ambo und auf der rechten Seite das Tabernakelgehäuse mit Tabernakel. Ambo und Tabernakelgehäuse wurden auch von dem Mülheimer Künstler Gerd Adelmann, im Jahre 1973 geschaffen. Der Tabernakel wurde 1958 nach einem Entwurf des Kaplans unserer Gemeinde, Theodor de Poel, angefertigt.
Hinter dem Altar und dem Chorgestühl steht als ein Blickfang der neugotische Marienaltar mit Darstellungen aus dem Leben der Hl. Maria, der Hl. Familie und der Verherrlichung Mariens, 1912 in einer Wiedenbrücker Werkstatt hergestellt.
Rechts vom Altarraum steht das Taufbecken. Das Kreuz an der Wand ist eine originalgetreue Nachbildung des romanischen Kreuzes der Abtei S. Antimo (Provinz Siena). (Stiftung von Pfarrer Ludger Schepers und Pastor Johannes Elsner).
Wie schon im Langhaus, vier Stück, sind auch entlang der Wände im Querhaus und im Altarraum weitere acht Apostelleuchter und darunter, vom Künstler Egino Weinert geschaffen, kleine Relieftafeln aus Bronze mit den Darstellungen der Apostel und deren Namen angebracht. Sie stehen in Verbindung mit zwölf kleinen Steintafeln, Apostelkreuze genannt. Hier hat der Bischof bei der Kirchweihe die Wand mit Chrisam gesalbt. – Im Buch der Offenbarung steht: ,,Die Mauer der heiligen Stadt hat zwölf Grundsteine, auf ihnen stehen die Namen der zwölf Apostel.“ Eine dreizehnte Bronzetafel stellt den Apostel Paulus dar. Sie befindet sich in der Nähe des Taufbeckens.
Die Chorfenster sind, wie alle Glasfenster der Kirche, Ersatz für die im 2. Weltkrieg zerstörten Fenster (ebenfalls von Paul Fietz, ca. 1952 entworfen). Die schlichte Ornamentik kann diesen Sinn haben: Gotische Kirchengebäude stellen ,,das neue Jerusalem“ dar, von dem es im Buch der Offenbarung heißt, dass die Stadt eine Mauer hat, die aus Edelsteinen erbaut ist.
Mit einem Blick zurück zum Hauptportal und auf die Orgelbühne und Orgel an der Nordwand des Langhauses schließt sich der Kreis unseres kleinen Rundgangs durch die Pfarrkirche St. Judas Thaddäus in Duisburg-Buchholz.
Die Ausstattung unserer Kirche weist einige Besonderheiten auf, auf die beim kleinen Rundgang nicht näher eingegangen worden ist. Es lohnt sich aber, hier genauer hinzuschauen.